Samstag, 31. März 2007

Rezension zu Gabriele Hooffacker: Online-Journalismus

Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis, 2. Aufl. München (List Journalistische Praxis) 2004, EURO 18,90, www.onlinejournalismus.org
Rezension von Thomas Mrazek zur 1. Auflage.


"Online-Journalismus" von Gabriele Hooffacker bietet eine umfassende und fundierte Anleitung für Anfänger und Praktiker. Es ist aus zahlreichen Lehrgängen und Kursen an der Münchner Journalistenakademie entstanden. Für viele ist journalistisches Arbeiten im Netz immer noch eine Sache mit ungewissem Ausgang. In nicht wenigen Redaktionen herrscht derzeit Krisenstimmung, einige ambitionierte Projekte sind schon ganz gescheitert. Doch Gabriele Hooffacker, Leiterin der Münchner Journalistenakademie, lässt das nicht zweifeln und schon gar nicht verzweifeln: "Wie die Zukunft des Online-Journalismus auch aussehen mag, eins ist klar: Ausbildung ist notwendig", heißt es im Vorwort ihres Werks.

Standortbestimmung
In den ersten beiden Kapiteln erfolgt eine Standortbestimmung: Wo arbeiten Online-Journalisten überhaupt, was haben sie dabei zu tun, was ist das besondere am journalistischen Publizieren im Netz, welche Formen und Formate existieren überhaupt, was hat die Forschung zum Thema zu sagen.

Im Kapitel "Die interaktiven Formen" wird - wiederum ausführlich - auf die Ausprägungen der interaktiven Darstellungsformen im Online-Bereich eingegangen. Wobei auch deutlich wird, dass auch oder gerade im Online-Bereich "nur mit Wasser gekocht wird". Es kommt vor allem auf die gute Beherrschung der Grundlagen journalistischen Handwerks an. Anhand von Beispielen wird plausibel dargelegt, wie der Journalist Themen mediengerecht aufbereiten kann. So können etwa bei Servicetexten die Vorteile des Mediums Internet voll ausgereizt werden.

Kommunikation mit dem Nutzer
Für besonders wichtig erachtet Hooffacker die "kommunikativen Formen". Im gleichnamigen Kapitel geht sie auf die Berührungspunkte zwischen Redakteur und Nutzer ein. Neben E-Mail, Newsletter und Mailinglisten erwähnt sie auch Gästebücher, Foren und Weblogs, Instant Messaging, Chat und Streaming Media. Das Kapitel endet in einem kurzem Abriss über das Community Management. In zwei weiteren Kapiteln werden Grundlagen des crossmedialen Arbeitens und der Organisation vermittelt. Wobei das letztgenannte Thema vielleicht etwas kurz kommt.

Gelungene didaktische Aufbereitung
Dafür ist das folgende Kapitel "Hypertext und Storyboard" umso ausführlicher. Auf rund 50 Seiten zeigt Hooffacker vor allem anhand von praktischen Beispielen, worauf es bei diesem Thema ankommt. Manchmal mögen die Erläuterungen etwas banal erscheinen, so heißt es etwa auf Seite 60: "Gute Links helfen dem User bei der Entscheidung". Doch im Ganzen gesehen ist die Aufbereitung vom Einfachen hin zum Komplexeren didaktisch durchaus sinnvoll. Sie bietet auch dem geübteren Leser Neues oder zeigt diesem zumindest Zusammenhänge auf. Die Anleitungen und Tipps werden zum Teil durch aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung belegt. Wo es angebracht scheint, verweist die Autorin auf die ergänzende Website zum Buch. Dort finden sich Beispiele, Tests und Ergänzungen. Der Lesefluss wird dadurch nicht wesentlich gestört, der Erkenntnisprozess des lernenden Lesers wird hingegen optimal gefördert. Diesen Informationsstil behält die Autorin auch in den folgenden Kapiteln konsequent bei.

Alles, was Recht ist
Das Kapitel "Das Recht" bietet eine kompakte Einführung in die juristisch relevanten Sachverhalte für journalistische Arbeit im Netz. Dabei werden auch Themen wie Urheberrecht, Datenschutz und Domain-Problematik zumindest kurz angerissen. Das letzte Kapitel "Aus- und Weiterbildung" zeigt die verschiedenen Zugangswege zum Beruf des Online-Redakteurs; außerdem gibt es noch weitere Literatur- und Internet-Tipps zum Thema. Ein Glossar rundet das Buch ab.

Gelungenes Standardwerk
Der Autorin ist mit viel Engagement und Sachverstand ein sehr gut lesbares Lehr- und Arbeitsbuch geglückt. Nahezu alle relevanten Aspekte des journalistischen Online-Handwerks wurden zumeist in angemessenem Umfang dargestellt. Auch die Fortsetzung bzw. Ergänzung im Netz durch Autoren eines Kurses "Online-Journalismus" an der Journalistenakademie ist bis auf kleinere Fehler bei Programmierung und Grafik vollauf gelungen. Nur die etwas dröge anmutende Optik des in Lists "Journalistischer Reihe" erschienenen Werks ist zu monieren.

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