Samstag, 31. März 2007

Rezension zu Klaus Meier (Hg.): Internet-Journalismus

Konstanz (UVK Medien) 3.Auflage 2002, 29,90 Euro
Rezension von Gabriele Hooffacker


"Internet-Journalismus" wurde 1998 zum ersten Mal veröffentlicht, bereits 1999 überarbeitet und mehrfach nachgedruckt. Es ist nicht nur das erste Lehrbuch in deutscher Sprache, sondern auch der Klassiker zu diesem Thema. Für die dritte Auflage 2002 hat Herausgeber Klaus Meier den Leitfaden vollständig überarbeitet, um 120 Seiten erweitert und um sieben Beiträge ergänzt.

Herzstück des Buchs ist das Kapitel "Neue journalistische Formen". Es beschreibt grundlegend die Besonderheiten des "Story-Telling online". Mustergültig wird hier vorgeführt, wie man Hypertext konzipiert und größere Text- und Informationsmengen webgerecht aufbereitet.

Völlig neu ist das zweite Kapitel "Die Internet-Redaktion". Es enthält neue Beiträge zum Berufsbild des Online-Journalisten und den Möglichkeiten des Redaktions- und Content-Managment. Vier Online Redakteure erzählen in Werkstattberichten von der Organisation ihrer Redaktionen und den Herausforderungen ihrer täglichen Arbeit. Dabei wird auch die Arbeitsweise bei einem Online-Angebot aus dem Bereich der Public Relations vorgestellt. Neu aufgenommen wurde auch ein Kapitel zu den juristischen Grundlagen des Internet-Journalismus von Dietrich Harke.
"Internet-Journalismus" war und ist auch ein Lehrbuch der Online-Recherche für Journalisten - nicht nur für Online-Journalisten. Zwei Kapitel "Grundlagen journalistischer Recherche" von Klaus Meier, und "Recherchepraxis und Tipps von Journalisten" liefern Grundlagen und Anwendungspraxis. Von Christph Neuberger stammt neben dem Abschnitt "Berufsbild" vor allem das Kapitel "Medienwissen aus dem Internet", außerdem gibt es unter der Überschrift "Internationaler Medienwegweiser" eine aktuelle Zusammenstellung von Katalogen und Portalen zu internationalen Medien.

Der Begriff der "zunehmenden Informationstiefe", der von Klaus Meier in die deutschsprachige Literatur eingeführt wurde, wird um die "Servicetiefe" erweitert und mit Inhalt gefüllt, insbesondere auch im Abschnitt "Multimediales Erzählen".
Unter dem Stichwort "Mythos Interaktivität" werden kommunikative Online-Formen wie Chat und Diskussionsforen kritisch beleuchtet, wobei sich Klaus Meier ein wenig lustig macht über die hochtrabenden Hoffnungen, die in diese Formen und Formate gesetzt werden. Er zitiert aus einem Chat der Frauenzeitschrift "Allegra" und stellt die dort verbreiteten Banalitäten Brechts Radiotheorie gegenüber. Zu Recht weist Meier auf den redaktionellen Aufwand hin, den es bereitet, ein solches Angebot mit journalistischen Anspruch zu führen.

Lediglich ein Kapitel ist kürzer geworden: die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Online-Journalisten. Hier hat eine Marktbereinigung stattgefunden, die sich in weniger, dafür qualitativ anspruchsvolleren Angeboten niederschlägt wie nicht zuletzt dem Studiengang "Online-Journalismus" an der Fachhochschule Darmstadt, wo Klaus Meier als Professor wirkt. Diese Lehrerfahrung und Unterrichtspraxis wirkt sich auf das Lehrbuch insgesamt äußerst positiv aus. Eine Website zum Buch wird vom Herausgeber leider keine angegeben. Doch wie eine praxisnahe Ausbildung zum Online-Journalisten in acht Semestern aussehen kann, ist gut zu beobachten an der Website www.online-journalismus-darmstadt.de: Neben einem Online-Magazin, das von den Studenten gestaltet wird, werden hier Studieninhalte und auch Projekte präsentiert, darunter eins zum trimedialen Publizieren (Print, Online, TV).
Fazit: Das Lehrbuch "Internet-Journalismus" ist und bleibt ein Klassiker und darf in keiner Aus- und Weiterbildungseinrichtung fehlen, die Qualitätsjournalismus im Internet lehren will.

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