Sonntag, 5. August 2007

Stefan Heijnk: Texten fürs Web

Grundlagen und Praxiswissen für Online-Redakteure, Heidelberg (dpunkt Verlag) 2002, Euro 35,00, www.texten-fuers-web.de.

"Ein Buch für Online-Redakteure in Medienunternehmen und für all jene Texter, die in PR-Agenturen oder Unternehmenspressestellen mit der Content-Planung und -Produktion für Websites befasst sind" - kann das gut gehen? Stefan Heijnk, selbst Journalist, versucht die Gratwanderung, in einem Atemzug die online-journalistischen Grundlagen für Journalismus und PR darzustellen. Dafür spricht, dass sich das Handwerk auf beiden Seiten des Schreibtischs einander annähert - dagegen sprechen die unterschiedlichen Interessen und Zielsetzungen, die von beiden Gruppen verfolgt werden.

Doch das Handwerk des Textens und Konzipierens ist in seiner Medienspezifik für beide Zielgruppen identisch, und Stefan Heijnk schafft es, die Besonderheiten des Online-Mediums deutlich zu machen. Dazu setzt er in großem Umfang Bildmaterial ein. Darin liegt die Stärke des Werks: Aus seinem umfangreichen Fundus an Website-Storyboards und Screenshots hat Heijnk ein anschauliches, wenn auch unsystematisches Sammelwerk für mehr oder weniger gelungene Storyboards geschaffen. Allein schon aus historischem Interesse - so manche der abgebildeten Websites sind nicht mehr online - lohnt sich die Anschaffung des Buchs.

Das erste Kapitel, "Site-Planung: Die Web-Variante des Blattmachens" beginnt Heijnk damit, die Ratlosigkeit eines gestandenen Journalisten zu referieren, was online gestellt werden soll und was nicht. Den Leitfaden, die Handlungsanweisung gibt das Werk nicht. Wie etwa die Einstiegsseite aussehen kann, dafür werden höchst unterschiedliche Beispiele gezeigt. Im Gegensatz zur sonstigen Journalismus-Literatur lehnt Heijnk die "Umgekehrte Pyramide" als Modell für den Textaufbau online ab. In Fragen, zu denen die Fachliteratur verschiedene Antworten kennt, gibt das Buch in der Regel die persönliche Meinung des Autors wieder. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit "Link-Dramaturgie: Mit Klickfallen auf Nutzerfang", "Print-Material fürs Web: Veredeln statt Schaufeln" und "Erzählen auf neue Weise: Web-Specials, HMPs & Co." Kommunikationsorientierte Formate im Web wie Weblogs, Foren oder Communitys kommen nicht vor, Nicht-Webbasiertes wie Mailinglisten und Newsletters ohnehin nicht schließlich geht es um "Texten fürs Web". Bei Definitionen, Klassifikationen und Checklisten greift Heijnk auf bewährte Literatur zum Online-Journalismus zurück, jedoch ohne explizit seine Quellen zu nennen. Auf eine vollständige Literaturliste zum Thema Online-Journalismus hat der Autor verzichtet; dafür enthält die Liste "ausgewählter Literatur" allein 31 kleine und kleinste Veröffentlichungen von Stefan Heijnk selbst. Die Website zum Buch bringt außer den bereits im Buch genannten Links und ausgewählten Leseproben wenig Weiterführendes.

Fazit: Wegen seiner Beschränkung auf die individuelle Erfahrung und Sichtweise eines Autors als alleiniges Lehrbuch in der Aus- und Weiterbildung nur bedingt geeignet; wegen der zahlreichen farbigen Abbildungen eine gute Ergänzung zu anderen Lehrbüchern.

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