Samstag, 10. September 2011

Ist die Wikipedia eine Enzyklopädie?


Mit der Geschichte und Gegenwart der Riesennachschlagewerke befasste sich Dr. Ziko van Dijk am Samstag auf der WikiConvention, 7.-9.9.2011 in Nürnberg. Zu Beginn erzählte er eine Geschichte: „Gestern lief ich mit dem Wikipedia-Anhänger durch Nürnberg, da sah mich ein junges blondes Mädchen denkt: Hey, der schreibt bestimmt bei der Wikipedia mit. Süß! Das ist einer der Idioten , der meine Hausarbeiten schreibt...“

Dr. Ziko van Dijk hat am Artikel Enzyklopädie mitgearbeitet. Zuerst wird es recht grundsätzlich propädeutisch und zeichentheoretisch: Es gibt ein sprachliches Zeichen: einen Bezeichner (Bezeichnendes) und ein Bezeichnetes. Ein Blick in die Geschichte führt in die Spätantike und ins Hochmittelalter – allerdings gab es den Gattungsbegriff „Enzyklopädie“ noch nicht.

„Eine Enzyklopädie ist ein Plagiat in alphabetischer Anordnung“. Vor der Erfindung des Urheberrechts gab es zwar noch keine Urheberrechtsverletzung, aber Plagiate galten doch als anrüchig. Vorläufer sind natürlich die große französische Encyclopédie von Diderot und vielen weiteren. Vorher gab es Zedlers Universallexikon, auch die englische Cyclopaedia, später die Enzyklopedia Britannica. Im 19. Jahrhundert entstand mit dem Brockhaus der Typus des Konversationslexikons.

Was ist nun die Wikipedia? Ziko van Dijk plaudert aus der Geschichte der Wikipedia: Anfangs sollten es keine Fußnoten geben. Darf eine Enzyklopädie so aktell sein? Auch das war zeitweise umstritten. Und eine historische Parallele: Wissenschaftler hätten auch im 19. Jahrhundert gern für die Enzyklopädie geschrieben, konnten sich das aber nicht leisten.

Wie sieht es mit der Zusammenarbeit aus? Autor und weitere Bearbeiter sind nicht immer einer Meinung. Viele Konflikte kommen, so van Dijk, aus der Unsicherheit. Woher wissen nun Wikipedia-Autoren, was ein Lexikon ist? Auch sie sind in der Regel mit dem Brockhaus aufgewachsen... Die Eingangsfrage wurde übrigens bejaht.

Keine Kommentare: