Freitag, 9. September 2011

Plagiatsjäger werden in 60 Minuten


"Mein Ziel ist, dass Sie hier herausgehen und die dümmeren Plagiatoren finden": Debora Weber-Wulff ist bei Wikipedia "WiseWoman" und im Hauptberuf Professorin für Medieninformatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Ihr Referat ist eins der ersten am Freitag abend auf der WikiCon in Nürnberg.

Was ist eigentlich ein Plagiat? "If you copy from one author, it's plagiarism. If you copy from two, it's research". Woher stammt das Zitat? Zum Glück gibt es Wikiquote... Die "Modern Language Association" meint: die Unterlassung geeigneter Hinweise auf die Quelle. Was ist "geeignet"? Weber-Wulff fordert das Einhalten ganz einfacher Regeln: 1. Direktes Zitat, 2. Indirektes Zitat ("Wie Munkelshofen sagt..."), also ganz einfach: Anfang, Ende, Beleg.

Debora Weber-Wulff fordert Quellenkritik ein. "Gibt einer in einer Dissertation Superillu an, dann erwarte ich eine Kritik der Quelle". Sie singt ein Loblied auf das klassische Handwerk des Peer review: Da verwendet jemand Zahlen. Woher hat er die? Das geht ganz klassisch ohne Google: Man verfolgt die Fußnote. Beispiel Jorgo Chatzimarkakis: Wenn jemand zwar die Quelle nennt, aber seitenweise wörtlich übernimmt, ist das nicht okay. Wann ist das Übernehmen erlaubt? Weber-Wulff empfiehlt Dirk van Gehlens neues Buch "Mashup": Hier geht es unter anderem um Zitate, zum Beispiel bei der Kunst.

Wikipedia etwa hat ein Plagiatsproblem rechtlicher Art. Hier liegen Urheberrechtsprobleme vor. Das ist zu unterscheiden von unsauberer wissenschaftlicher Arbeitsweise, die ja möglicherweise gar keine Urheberrechtsverletzung darstellt. Mancher, der Wikipedia an den Karren fahren möchte, versucht, eine Urheberrechtsverletzung nachzuweisen. Wikipedia verlangt daher eine Selbständigkeitserklärung.

Mitten im Publikum sitzt stillvergnügt neben "Avatar" Martin Heidingsfelder, als "Goalgetter" einer der Hauptakteure von Guttenplag, und beantwortet Fragen: Wieviele Menschen waren an Guttenplag-Wiki beteiligt? Er meint: Bis zu 20.000, aktiv waren es etwa tausend, intensiv waren es weniger als 50.

Hochschullehrer und Lehrer im Publikum fragen nach geeigneter Software zur Plagiatsjgd: Welche taugt etwas? Debora Weber-Wulff hat 26 davon getestet. Bewertet wurde auch, wenn etwas als Plagiat gekennzeichnet wurde, das keins ist. Debora Weber-Wulff: "Guttenberg z. B. hat ja auch manchmal korrekt zitiert (zu sechs Prozent)". Eins der Testobjekte war Guttenbergs Doktorarbeit. Die Software ist teilweise "schmerzhaft teuer" (Debora Weber-Wulff). Leider taugen die kostenfreien auch wenig.

Also lieber selber suchen. Es gibt Google, Yahoo, Metager... Oft reichen 3-5 Wörter, rät die Referentin. Wer das selbst ausprobieren will, findet hier eine Menge Übungen samt Auflösungen von Debora Weber-Wulff.

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